Die Anfänge des Café »Bergfriedel«
Ende der 20er Jahre bauten das Ehepaar Kist in Bühlertal auf dem Steilhang ein Wohnhaus. Herr Hermann Kist (1900-1981) stammte aus dem vorderen Hirschbach und war Platzmeister in einem örtlichen Sägewerk. Seine Frau Frieda (geb. Zink. 1905-1971) war eine Schwester des Viehhändlers Leopold Zink und des Bäckermeisters Josef Zink. Sie hatte »in Lichtental im Café Cäcilienberg das Backen ohne Lehre gelernt. So kam sie auf die Idee, ein Café zu eröffnen« (Sohn Hans-Jörg Kist). Als Namen kombinierte sie die Lage des Hauses (am Berg) mit ihrem Rufnamen (Friedel) zu »Bergfriedel«.
Café & Pension »Bergfriedel«
Das Café wurde 1950 im ersten Stock eingerichtet. Hierfür wurde im Wohnhaus zwischen Wohn- und Schlafzimmer ein Stück Mauer herausgerissen. Die Bühlertäler Gäste waren von ihrem Käsekuchen, Kirschplotzer und der Schwarzwälder Kirschtorte begeistert. Das »Bergfriedel« entwickelte sich vom Café zum Café mit Pension. Die ersten Kurgäste wurden aus Platzgründen auch beim Nachbar untergebracht. Die Pensionsgäste bekamen ein warmes Mittagsessen und ein kaltes Abendessen. Herr Kist erinnert sich: »Sie kochte überhaupt gut. Ich erinnere mich an Jägerschnitzel mit Pfifferlingen. Bevor die Leute ins Bergfriedel gingen, wussten sie schon, was sie bestellen«. Zutaten wie Salat, Gemüse und Obst stammte aus dem eigenen Garten.
Erweiterungsbau und Terrasse
Mit den Jahren erweiterte sich der Kreis der Kurgäste. 1961 entstand der bis heute prägende Terrassenbau mit großer Fensterfront. Neben dem alten Gastraum schaffte Frieda einen neuen Raum von über 80 qm Fläche. »60 Besucher können hier bequem Platz finden. Ihnen bietet sich ein herrlicher Blick hinauf zur nahegelegenen Höhe, hinunter ins Tal und zur Rheinebene«. Ohne den Gastraum zu betreten gelangte man auf die Freiterrasse. »Liegestühle, Tische und Bänke laden hier die Gäste zum Verweilen ein« (Hans-Jörg Kist). Ende der 60er Jahre wurde die Dachausrichtung um 90 Grad gedreht und es entstand Platz für neue Zimmer.
Beginn der Ära Schäuble in »Bergfriedel«
Frieda führte das »Bergfriedel« bis zu ihrer schweren Erkrankung an der sie 1971 verstarb. Ihr Sohn Hans-Jörg verpachtete das »Bergfriedel« an Familie Liedtke. Willibald und Waltraud Schäuble (geb. Schöbberle) aus dem Hotzenwald kauften das »Bergfriedel« 1976. 1978 siedelte das Ehepaar Schäuble vom Hotzenwald ins Bühlertal über und führten ab nun das »Bergfriedel«. Es gab selbstgebackenen Kuchen und eine einfache bürgerliche Küche. »Meine Mutter hatte in ihrer Jugend in einer Wirtschaft in der Küche gearbeitet und sich dort das Nötige angeeignet« (Andreas Schäuble). Eine Zeit, in der es in Bühlertal noch viele Kurgäste gab.
Von der Kochausbildung zur Sterneküche
Andreas Schäuble (geb. 1966), Sohn der Wirtsleute Schäuble, entschied sich für eine Kochausbildung im »Rebstock« in Bühlertal. Besonders prägte ihn die Zeit im Höhenhotel »Untersmatt« in der er sich Ende der 80er Jahre in die Sterne-Küche einarbeitete.
Von der Meisterschule zum Hotel & Restaurant »Bergfriedel«
1993 absolvierte Andreas Schäuble die Meisterschule in Baden-Baden. Bei seiner Arbeit im Glottertal lernte er Marianne Fehrenbach kennen, heiratete sie 1995 und übernahm 1996 das »Bergfriedel« von seinen Eltern in Pacht. Am Anfang kochte er noch mit seiner Mutter. Durch seine Ausbildung und die Erfahrung, die er in diversen Häuser gesammelt hat, lag auf der Hand: »dass ich das Bergfriedel in anderer Form weiterführe, wenn ich es übernehme. Ich schaffte das Café gleich ab und machte ein reines Restaurant. 1996 schufen wir die Voraussetzung, dass ich so kochen konnte, wie ich es wollte«. Der Küchentrakt wurde komplett neu gebaut mit Vorbereitungsküche und Kühlhaus. »1997 richteten wir das Nebenzimmer her und ich hatte den ersten Auszubildenden. 1998 den zweiten und 1999 den dritten. Wir bauten alles langsam auf«. Seine Frau Marianne Schäuble – gelernte Krankenschwester – »meisterte alles sehr gut und zog nebenbei noch vier Kinder auf« (Andreas Schäuble).
Umbau und Auszeichnung »Bib Gourmand« im Michelin-Führer
Ab dem Jahr 2000 erfolgte der Umbau des Erdgeschosses und Neubau der sanitären Anlagen. Spitzenkoch Andreas Schäuble beeindruckte seine Gäste nicht nur mit badischer Küche sondern auch mit seinem Facettenreichtum und seiner innovativen Spitzengastronomie. Er überraschte seine Gäste und überzeugte seine Kritiker. Zahlreiche Auszeichnungen machten das Haus bekannt. »2003 kamen wir in den Michelin-Führer mit dem Bib Gourmand, den wir bis heute halten konnten, was uns bekannter machte« (Andreas Schäuble). 2015 wurden sie zum Naturpark-Wirt. Die Eltern von Andreas Schäuble halfen bis 2006 tatkräftig mit. 2006 erfolgte eine weitere Umbaumaßnahme. Das Dach wurde angehoben und die Terrasse überdacht. Die zehn Gästezimmer wurden ausgehöhlt und neu gebaut. Durch den Erwerb eines Nachbarhauses, das 2008 zum Landhaus umgestaltet wurde und Platz für große Feierlichkeiten bietet, konnte Andreas Schäuble seine zweite Passion beheimaten: den »Andreaskeller«, einen großen Weinkeller mit über 1.000 Weinsorten.
Quelle: »Vom Adler bis zum Wiedenfelsen« von Renate Baumann
Kompletter Umbau des Traditionshauses und Beginn einer neuen Ära
Andreas Schäuble erstellt mit seinem Architekten ein klimaneutrales und somit nachhaltiges Konzept. Für die Restaurant- und Hotelerweiterung wird der Parkplatz entfernt und das Gebäude für ebenerdige Elektroauto-Parkplätze mit Ladestation unterfangen. Auf das Dach kommen neue Gästezimmer. Das künftige zweite Geschoss wird dann auf dem Niveau des bisherigen Restaurants sein, sodass hier der bisherige Gastraum mit dem neuen Restaurant verbunden wird. Vor dem neuen Restaurant kommt eine neue Terrasse. Mit transparenten Schiebeelementen können nicht nur die Gäste auf der Terrasse sondern auch die Restaurantbesucher die frische Luft und den Ausblick ins Bühlertal und die Rheinebene genießen. Auch ebenerdige Zugänge und Aufzug werden zur Barrierefreiheit beitragen. Das bisherige Restaurant kann somit für geschlossene Gesellschaften genutzt werden und im Landhaus können weitere Gästezimmer entstehen. Für die Wohlfühlathmosphäre wird auf der ehemaligen Terrasse ein Wellness- und Kräutersaunabereich mit Panoramablick gebaut.
»Die Küche, das Ambiente und der Familienverbund aus drei Generationen sind unsere Stärke«, erklärt Marianne Schäuble. Natur und Heimat liegen Familie Schäuble besonders am Herzen. Dazu gehören für Andreas Schäuble die regionalen Produkte in seiner Küche. Für Marianne Schäuble ist es die eigene Imkerei und ein Brotbackhäuschen. Eine Fotovoltaik-Anlage, eine Pellet-Anlage, eine Fernwärmeleitung und die Nutzung der Kühlanlagen im Sommer zur Wärmegewinnung gehören für Beide dazu. »Der Neubau bekommt heimisches Fichtenholz und wir holen die Natur in die Gästezimmer«, so Marianne Schäuble. Es gibt u.a. ein Bienenzimmer, ein Wiesenblumenzimmer und auch ein Weinzimmer.